Clara Porges

Die Malerin des Lichts

„Wir kamen 1912 in das Engadin, und sofort eroberte uns das  Land so tief, dass es uns ins Herz traf und unsere zweite Heimat wurde.“ (Clara Porges im Interview mit Iva Cantoreggi, 1951)

Die Fundaziun Capauliana freut sich das diesjährige Ausstellungsjahr mit einer ganz besonderen Malerin beginnen zu dürfen. Inspiriert durch Friedrich Nietzsches philosophisches Werk „Also sprach Zarathustra“ fand Clara Porges den Weg nach Sils-Maria im Engadin. Das Tal des Lichts faszinierte die Malerin in solchem Ausmass, dass die gebürtige Berlinerin dauerhaft dorthin übersiedelte und das Farbenspiel des Lichts zum festen Bestandteil ihres Oeuvres wurde. Lassen auch Sie sich vom Zusammenwirken dieser intensiven Farbkompositionen begeistern.

Die Ausstellung widmet sich den farbenprächtigen Aquarellen von Clara Porges und bietet einen einmaligen Einblick in das Wirken und Schaffen einer Künstlerin, die sich bereits zu Lebzeiten in der zumeist durch Männern dominierten Kunstwelt, einen Platz sichern konnte. Inspiriert durch Grössen ihrer Zeit, verbindet sie mit Hodler die Faszination für Spiegelungen, mit Segantini Spiritualität und präzise Lichtkompositionen, mit Giacometti die Begeisterung für hochalpine Naturdarstellungen insbesondere des Engadin und Bergells, deren Landschaft auch Clara Porges in nahezu mystischem Licht erstrahlen liess und mit dem Fotografen Albert Steiner die Faszination für Arven als zentralem Bildmotiv. Trotz dieser Parallelen zu ihren künstlerischen Zeitgenossen, unterliegen ihre Werke einem einzigartigen Wiedererkennungsstil. So vermochte nur sie die raue Bergwelt des Oberengadins in solch einfühlsamen Pinselstrich, erhabenen Farben und intensivem Licht darzustellen. Der Grossteil ihres Werkes wurde inspiriert durch die freie Natur. In ihren Aquarellen gelingt es ihr die Farbintensität so zu manipulieren, dass sie sich wie im Nebel nahezu aufzulösen scheint. Durch ihre zum Teil ungewöhnliche Farbwahl erzielte sie optische Effekte, die den Betrachter in Erstauen versetzen können. Ihr Oeuvre ist geprägt von sich wiederholenden Sujets, die sie je nach Stimmungslage in koloristischer, impressionistischer oder naturalistischer Manier festhielt. Insbesondere ihre Kompositionen der gekrümmten und verästelten Arven scheinen schon fast einen fernöstlichen Einfluss aufzuweisen. Die elegant und zugleich robust anmutenden Zirbelkiefern bilden nicht nur das zentrale Bildmotiv, sie setzen sich auch durch eine Farbintensität von den meist harten Konturen des Hintergrundes ab. Diese kontrastive Darstellungsweise und die intensive Farbgebung wurden zu Clara Porges einzigartigem Wiedererkennungsmerkmal ihrer Werke aus dem Engadin und dem Bergell.